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Social-Media-Marketing: Wann Quantität wichtiger ist als Qualität

Herausragende Qualität im Social-Media-Marketing ist der Schlüssel zum Erfolg, oder? Ja und nein. Content mit hoher Qualität bringt dir neue Follower, Engagement und Loyalität. Aber um hochwertigen Content zu erstellen, braucht es vor allem eins: Übung. Der alternativlose Fokus auf Qualität verhindert jedoch, dass du viel Übung bekommst.

Es gibt einige Gründe, die dafür sprechen, dass Quantität vielleicht doch manchmal wichtiger ist als Qualität. Welche das sind, und wie du die richtige Balance zwischen Qualität und Quantität findest, erfährst du in diesem Beitrag.

Auch zum Anhören: Let’s Talk Online Marketing Episode Nr. 30

Suchst du nach etwas Bestimmten?

Ist Qualität im Content Marketing wichtiger als Quantität?

Die Debatte über Qualität versus Quantität ist im Content-Marketing schon seit Jahren ein großes Thema. Allgemeiner Konsens ist, dass es am besten wäre, sehr viel Content von herausragender Qualität zu veröffentlichen.

Hohe Qualität und davon möglichst viel.

Aber wir wissen auch beide, dass das in der Praxis leichter gesagt als getan ist. Es ist einfach verdammt schwierig, über mehrere Monate täglich 5 Social Media Posts zu erstellen, die sich lesen, als hätte sie Hemingway geschrieben und dann auch noch super schick aussehen.

In der Praxis geht mehr Content zu produzieren meistens zulasten der Qualität. Das sieht dann etwa so aus:

Korrelation Qualtität und Quantität Content Marketing

Kein Wunder also, dass ich oft gefragt werde: Sollte ich mich eher auf die Qualität oder auf die Quantität meines Contents konzentrieren? Immerhin achten die Algorithmen der sozialen Medien doch sehr auf die Aktualität. Neuer Content performt besser.

Also… solltest du vor allem viel posten – auch wenn darunter die Qualität leidet?

Social Media Content ist anders

Wenn es um Qualität in Bezug auf Content und SEO geht, habe ich schon mehrfach deutlich gemacht, dass ich hier ganz klar Qualität in den Vordergrund stellen würde. Bei SEO-Content ist es wichtiger, was du veröffentlichst, als wie oft du es tust.

Aber Website-Content ist etwas Anderes als Content für soziale Medien. In den sozialen Medien sind die Spielregeln ganz anders; hier ist der Content schnelllebiger und die Nutzer sind viel schneller abgelenkt.

Natürlich ist auch in den sozialen Medien Qualität entscheidend. Niemand gibt sich qualitativ schlechten Content. Qualität ist wichtig.

Die meisten werden dir aber raten, dass die Qualität am wichtigsten ist; dass Qualität Priorität Nummer 1 sein muss. Getreu dem Motto: Weniger ist mehr.

Ich persönlich habe aber tatsächlich gemischte Gefühle zum Thema Qualität und Quantität von Content – speziell im Social-Media-Marketing.

Drei Gründe, weshalb Quantität wichtiger sein kann als Qualität

Ich glaube, dass wir die Grenze zwischen Qualität und Quantität im Social-Media-Marketing anders ziehen müssen. Ich glaube, dass Qualität in den sozialen Medien nicht die oberste Priorität sein sollte.

Ich habe 3 Gründe, weshalb ich dieser Meinung bin.

1. Übung macht den Meister

Man wird niemals gut in etwas werden, wenn man keine Übung darin hat. Das gilt auch für den Content im Social-Media-Marketing.

Wenn man etwas häufig tut, wird man automatisch besser darin. Viel Content zu erstellen bedeutet in der Regel automatisch, dass der Content über die Zeit immer besser wird.

Quantität mag kurzfristig auf Kosten der Qualität gehen. Aber genauso kann Quantität auch zu Qualität führen.

Je mehr Content du produzierst, desto besser wird dieser Content werden.

2. Du weißt nicht, was Qualität für deine Zielgruppe bedeutet

Was dann noch dazu kommt, ist Folgendes: Du weißt ja gar nicht, was Qualität eigentlich für deine Zielgruppe bedeutet.

Quality is when the customer returns and the product does not.Tim Robertson

Es gibt nicht die eine Qualität. Für jeden von uns ist je nach Kontext und Timing gerade etwas anderes interessant. Etwas anderes fesselnd und wichtig. Und jeder hat andere Vorlieben, wie Content sein muss, damit man ihn gerne konsumiert.

Siehe dazu auch: 6 Prinzipien für hochwertigen Content

Wenn du dich rein auf die Qualität konzentrierst, kann das schnell dazu führen, dass du dich vor allem von deinem persönlichen Verständnis von Qualität leiten lässt.

Was Qualität für deine Zielgruppe bedeutet, verstehst du aber erst dann wirklich, wenn du ihr Content anbietest und lernst, worauf sie reagiert.

Qualität ist subjektiv

Das heißt, auch in dieser Hinsicht hast du einen Vorteil, wenn du mehr Content produzierst. Denn produzierst du mehr Content, kannst du besser verstehen, welcher Content der richtige ist.

3. Der Fokus auf Qualität endet meist in Perfektionismus

Der dritte Grund, weshalb Qualität nicht unbedingt das Wichtigste im Social-Media-Marketing ist, ist, dass diese Besessenheit von Qualität oft in Perfektionismus ausartet.

Unser ganzes Leben lang hören wir, dass Qualität besser ist als Quantität. Dass wir, wenn wir nur mehr Zeit investieren, immer auch die besten Ergebnisse erzielen können. Dass perfekt gerade gut genug ist.

Aber stimmt das wirklich?

Nein.

Ganz im Gegenteil. Perfektion bedeutet, dass man sich wegen 98 von 100 Punkten schlecht fühlt. Es bedeutet, immer Fehler zu finden, egal wie gut man ist.

Perfektionismus hält uns zurück. Perfektion führt zu Handlungsunfähigkeit, denn so etwas wie Perfektion gibt es nicht.

Die Menschen sind so vielfältig und unterschiedlich. Und egal, wie perfekt du deine Arbeit findest, es gibt garantiert jemand, der sie hasst. Das ist unvermeidlich.

Wenn du aber immer alles perfekt machen möchtest, wirst du nicht viel davon machen können.

Erledigt ist besser als perfekt

Genau hier liegt das Problem mit dem strengen Fokus auf Qualität im Social-Media-Marketing.

Oft hält uns die subjektive Meinung über unsere Inhalte davon ab, etwas zu posten.

Hast du nicht auch manchmal damit zu kämpfen, dass du deinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht wirst? Steckst du nicht auch Zeit in Detailarbeit, die den meisten nicht mal auffällt?

Mir geht es auf jeden Fall immer wieder so. Und das frustriert.

Ich muss mich dann selbst immer wieder daran erinnern, dass es nicht um mich geht, sondern um das Publikum.

Es kommt auf die Balance an

Das heißt, was es im Social-Media-Marketing wirklich braucht ist:

Eine Balance zwischen Qualität und Quantität.

Gleichgewicht von Qualtität und Quantität im Social Media Marketing

Hier das richtige Gleichgewicht zu finden ist glaube ich das, was wirklich erfolgreiches Social-Media-Marketing ausmacht.

Es braucht ein gewisses Level an Qualität. Logisch. Aber Qualität darf nicht über allem anderen stehen.

Es gibt keinen Grund, Content rauszuhauen, der so schlecht ist, dass ihn niemand konsumieren möchte. Da ist es dann auch egal, ob du viel oder wenig Content produzierst. Wenn der Content schlecht ist, wird er untergehen.

Du konkurrierst immerhin mit tausenden anderen Creators in deiner Nische. Wenn du dich zu sehr auf Quantität konzentrierst bis zu dem Punkt, wo die Qualität nicht wettbewerbsfähig ist, wirst du damit allerhöchstens Aufmerksamkeit erregen. Aber du wirst niemanden bei dir halten können.

Niemand wird dir folgen wollen, niemand wird dich abonnieren.

Es braucht einen guten Mix.

Denn die Qualität deines Contents ist am Ende das, was Leute dazu bringt, dir zu folgen. Die Qualität regt die Leute dazu an, wiederzukommen. Und sie ist es auch, die am Ende deinen Ruf als Unternehmen oder Creator aufbaut.

Qualität ist, was Loyalität erzeugt.

Und diese Loyalität wiederum brauchst du, um langfristig zu wachsen.

Klar, wenn du jeden Tag zehn Content Pieces raushaust, kannst du wahrscheinlich mehr Leute erreichen, poppst in den Newsfeeds häufiger auf, kriegst mehr Aufmerksamkeit.

Wenn die Qualität aber nicht passt, ist diese Aufmerksamkeit vergänglich, die Leute werden sich von dir abwenden. Qualität darf also nicht vernachlässigt werden.

Aber das bedeutet nicht unbedingt, dass der Content perfekt sein muss.

Ich würde sogar behaupten, dass du weit weg von perfekt und trotzdem sehr erfolgreich sein kannst.

Ab einem gewissen Qualitätslevel wird dir noch mehr Qualität nicht unbedingt auch mehr neue Follower oder mehr Engagement bringen.

Der Zeitaufwand wird irgendwann einfach extrem und steht zu keinem Verhältnis mit dem Effekt, den du damit erreichen kannst.

Das Pareto-Prinzip im Content-Marketing

Du kannst gute Qualität in relativ kurzer Zeit erreichen. Aber die zusätzliche Zeit, die du investieren müsstest, um von guter Qualität auf sehr gute oder sogar exzellente Qualität zu kommen, ist unverhältnismäßig hoch.

Pareto-Prinzip im Content Marketing

Das ist am Ende Zeit, die du vermutlich anders besser einsetzen könntest. Und zwar effektiver im Sinne von wirkungsvoller auf die eigenen Ziele hinarbeiten.

Ich kann zum Beispiel in einer halben Stunde einen relativ soliden Post mit guter Qualität erstellen. Aber ich bräuchte mehrere Stunden, um einen Post zu erstellen, den ich richtig, richtig hammergeil finden würde.

Die Frage ist: Solltest du diese Zeit wirklich investieren? Ist es besser, einen großartigen Post statt 5 gute Posts zu erstellen?

Rentiert sich der Mehraufwand?

Meiner Erfahrung nach bringt der zusätzliche Aufwand, um einen sehr guten Post zu erstellen, am Ende weniger für deinen Erfolg, als wenn du dir diesen Zusatzaufwand sparst und ihn stattdessen in die Erstellung eines weiteren Posts investierst.

Content Marketing: Zeitaufwand vs. Qualität

Die Qualität war auch schon vorher gut genug. Die Leute hätten den Post auch vorher schon geteilt, gelikt und kommentiert.

Meiner Meinung nach ist gute Qualität erreichen zu wollen sinnvoller als zu versuchen immer alles perfekt zu machen – insbesondere wenn es um Social Media geht.

Perfekt sein zu wollen ist ein Teufelskreis. Perfekt bedeutet unterschiedliche Dinge für unterschiedliche Leute. Jemand findet deinen Content vielleicht perfekt, obwohl du noch lange nicht zufrieden bist.

Also mach dich nicht verrückt, alles perfekt machen zu wollen.

Content muss konsumierbar sein

Letzten Endes geht es darum, dass deine Follower deinen Content gerne konsumieren sollen.

Es geht nicht darum, makellos zu sein.

Bring deinen Content auf ein Level, wo du ihn selbst gerne konsumieren würdest.

Posten oder nicht posten?

Stelle dir die folgende Frage, um zu entscheiden, ob du den Content posten oder weiter an ihm arbeiten solltest: Würde ich den Content selbst konsumieren?

Ist die Antwort Ja, dann poste es! Wenn die Antwort nein ist, dann verbessere es, bis die Antwort Ja ist.

Ziele nicht auf Perfektion ab. Denn dann wirst du nie was posten.

Bekomm deinen Content auf ein Level, bei dem du selbst sagst, dass du ihn gerne konsumieren würdest.

Denn gerade im Social-Media-Marketing ist erledigt manchmal besser als perfekt.

Die einzige Möglichkeit, besseren Content zu erstellen ist, mehr Content zu produzieren. Anders geht’s nicht.

Du wirst nur besser, wenn du’s oft machst und du machst es nur oft, wenn du nicht ewig lange an deinem Content herumdokterst – d. h., nicht immer alles perfekt machen willst.

Jeder Anfang ist schwer. Man weiß oft nicht, wo man anfangen soll. Man hat keine effizienten Prozesse. Die Designkünste sind grauenhaft. Und die eigenen Texte sind auch nicht wirklich das Gelbe vom Ei.

Aber die einzige Möglichkeit, besser in all diesen Dingen zu werden ist, dass du übst.

Wenn du die Qualität zu sehr in den Fokus setzt, wirst du sehr lange brauchen. Und wenn du sehr lange brauchst, kannst du nicht so viel üben. Und wenn du nicht so viel üben kannst, kannst du nicht gut darin werden.

Quantität führt oft ganz natürlich zu Qualität

Was bedeutet das jetzt für dich?

Also. Qualität entsteht oft allein aus der Quantität ganz von allein.

Deswegen ist besonders am Anfang die Quantität sogar ein bisschen wichtiger als die Qualität.

Nicht andersherum, wie es oft behauptet wird.

Es gibt natürlich ein gewisses Mindestniveau an Qualität, das man auch nicht unterschreiten darf. Wie gesagt, es geht um die Balance. Es gibt kein entweder oder.

Qualität ergibt sich aus der Quantität und solange du einen gewissen Standard einhältst, ist gut besser als perfekt.

Fazit

Also, was ich möchte, dass du mitnimmst, ist Folgendes:

Fokussiere dich nicht auf Perfektion. Besonders, falls du noch am Anfang stehst. Du brauchst dann nämlich einfach ewig und kommst zu nichts.

Würdest du dich ab und zu ein bisschen mehr auf die Quantität fokussieren, würdest du viel schneller gut werden.

Übung macht den Meister. Ja, ist ein Klischee. Aber es stimmt. Qualität kommt auf natürlich Weise ganz von allein.

Freunde dich mit dem Gedanken an, dass du nicht das perfekte Content Piece erstellen musst, um erfolgreich zu sein – und veröffentliche einfach, sobald es gut genug ist.

Frage dich: „Würde ich das selbst konsumieren?“

Wenn ja: Raus damit!

Über die Zeit wird die Qualität so oder so ganz natürlich besser, obwohl du dich nicht auf die Qualität fokussierst, einfach, weil du dann die Übung hast. Und am Ende – und damit wären wir wieder am Anfang – hast du Qualität UND Quantität.

Und da wollen wir ja alle hin.

Zuletzt geändert am 18. Dezember 2021
Über den Autor
Kai Bader
Kai Bader
Kai Bader ist Digital Marketer und Unternehmer. Er wird von seiner Leidenschaft, Geschäftsprobleme durch strategisches Marketing zu lösen, angetrieben.